Wie ist die Temperatur eines Bildes?
Eine Fragestellung, die bei der Betrachtung sogenannter radikaler, konkreter oder monochromer Malerei von großem Interesse sein kann, zielt doch diese Form einer Zuspitzung des abstrakten Bildes auf mehr, als auf die bloße Darstellung des Materials am Nullpunkt.
Dass Bilder auch eine Temperatur haben können, muss dabei nicht unbedingt heißen, dass ihre Temperierung nur symbolische Vorspiegelung für den willigen Betrachter sein muss. Mit seinen Bildtafeln untersucht Thomas Mükisch im materiellen Sinne die Temperaturen, denen ein Bild ausgesetzt sein kann.
Seine selbst hergestellten wärmeempfindsamen Kreiden werden auf einem mit den Schleifmitteln Edelkorund oder Siliziumkarbid beschichteten Bildträger angerieben, der zuvor partiell dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde. In jenen Bereichen, die sich auf über 46°C erwärmt haben, schmilzt die Kreide, in den kühleren Bereichen bleibt sie als festes Material bestehen.
Mit diesem Vorgang entfaltet sich Thomas Mükisch zentrales Thema: sichtbar gewordene Temperatur.